E-Zigaretten erleichtern das Rauchen aufzuhören / E-Zigaretten sind keine Einstiegsdroge / Herkömmliche Zigarette 20-mal gefährlicher als E-Zigaretten

Prof. Heino Stöver: „Können auf E-Zigarette als Ersatzprodukt nicht verzichten“ / Kritik an deutscher Gesundheitspolitik

München, 16. Dezember 2016 — Die erste umfassende deutsche wissenschaftliche Studie zur Diskussion um die E-Zigarette hat Prof. Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Sciences vorgelegt. Dabei handelt es sich um eine Meta-Studie: Stöver und seine beiden Co-Autoren Anna Maria Dichtl und Niels Graf haben eine Reihe nationaler und internationaler Studien ausgewertet und dabei vor allem den Konsum von E-Zigaretten und Liquids, die mit Hilfe von Verdampfern konsumiert werden, unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen analysiert. Stöver ist Professor für sozialwissenschaftliche Suchtforschung und verfügt über langjährige Erfahrung in der Suchtkrankenhilfe und der Sucht-Präventionsforschung. Darüber hinaus ist er Geschäftsführender Direktor des Instituts für Suchtforschung Frankfurt (ISFF).

Das von ihm herausgegebene Buch „Die E-Zigarette. Geschichte, Gebrauch, Kontroversen“ ist nach eigener Aussage „der erste Versuch, die Diskussion zusammenzufassen.“ Das Fazit der Autoren: Trotz noch schmaler Datenbasis zeichnet es sich ab, dass starke Raucher leichter von ihrer gefährlichen Sucht wegkommen, indem sie auf E-Zigaretten umsteigen. E-Zigaretten scheinen damit deutlich wirkungsvoller zu sein als der Einsatz von Nikotinpflastern oder anderen Nikotinersatz-Produkte.

Eine weitere wichtige Erkenntnis: E-Zigaretten haben sich nicht als Einstiegs-Produkt für herkömmliche Tabak-Zigaretten gezeigt, eher im Gegenteil. Jugendliche werden durch E-Zigaretten also keineswegs zum Rauchen verführt. Für diese angebliche Gefahr gebe es keinerlei Belege, versicherte die Co-Autorin der Studie, Anna Dichtl. Vielmehr sei es nach wie vor das Hauptproblem, dass mehr als 13 Prozent aller Jugendlichen Zigaretten rauchten, aber nur 2,8 Prozent der befragten Jugendlichen täglich E-Zigaretten konsumierten. Co-Autor Niels Graf wies darauf hin, dass in keiner einzigen Studie das Rauchverhalten im zeitlichen Verlauf behandelt werde. Dass Jugendliche über die E-Zigarette an die herkömmliche Zigarette herangeführt würden, wie immer wieder behauptet werde, sei „reine Spekulation“.

Die Autoren verharmlosen mögliche gesundheitlichen Gefahren durch den Konsum von Liquid-Dampf und E-Zigaretten keineswegs. Allerdings bestätigen sie Erkenntnisse, zu denen Forscher des britischen Royal College of Physicians gekommen sind. Die britischen Wissenschaftler schätzen eine herkömmliche Zigarette als rund 20 Mal gefährlicher ein, als den Konsum einer E-Zigarette. Der Grund liegt auf der Hand: Zigaretten verbrennen eine Mischung aus Tabakblättern und Papier. Der erzeugte Rauch enthält einen Cocktail von 7000 Inhaltsstoffen, von denen 70 als krebserregend gelten. Da beim Konsum von E-Zigaretten nichts verbrannt werde, falle diese Gesundheitsbelastung schlicht weg.

Professor Stöver kritisierte die deutsche Gesundheitspolitik. Sie sei stark darauf ausgerichtet E-Zigaretten zu problematisieren. Dabei seien E-Zigaretten ein gute Möglichkeit schädlichen Tabakrauch zu verringern. Schließlich sollte es doch „um die Reduzierung des Schadens gehen“, so Suchtforscher Stöver bei der Vorstellung des Buches in Frankfurt. Prof. Stöver zufolge verursachen herkömmliche Tabak-Zigaretten in Deutschland jährlich 110 000 Todesfälle, 30 Mal mehr als durch Verkehrsunfälle.

Dustin Dahlmann vom „Bündnis für Tabakfreien Genuss“ sagte dazu: „Vor dem Hintergrund der Studie von Professor Stöver ist die überzogene Kritik an der E-Zigarette nicht nachzuvollziehen. Zumal alle E-Zigaretten-Händler bestätigen, dass viele ihrer Kunden starke Raucher sind, die aus gesundheitlichen Gründen wegkommen wollen von der Tabak-Zigarette – und nicht umgekehrt.“

 

Die Studie: „Die E-Zigarette. Geschichte – Gebrauch – Kontroversen“. Herausgeber: Heino Stöver. Erschienen im Fachhochschulverlag, Frankfurt a, Main 2016, zum Preis von 22 Euro

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