Steigende Nutzung von E-Zigaretten erhöht nicht die Zahl der Raucher

  • Es gibt keinen „Gateway-Effekt“, sagt US-Forscherteam der Universitäten von Buffalo und Michigan
  • Und: viele Jugendliche in den USA dampfen ohne Nikotin
  • Wissenschaftler kritisieren erneut Informationspolitik

Der Mythos vom „Gateway-Effekt“ ist nun endgültig widerlegt – Behauptungen wurden wissenschaftlich untersucht und abschließend entkräftet!

Oft wurde vor dem sogenannten Gateway-Effekt beim Konsum von E-Zigaretten gewarnt [Der Konjunktiv ist hierbei bewusst kursiv]: Das E-Dampfen könnte eine Art Einstiegsdroge sein, das zur herkömmlichen, gesundheitsschädlichen Tabak-Zigarette verführen könnte. Und das E-Dampfen könnte die Schwelle senken Raucher zu werden, was vor allem Jugendliche gefährden könnte.

Das jedenfalls behaupten Gegner der E-Zigarette, ohne valide Nachweise zu dieser Theorie zu erbringen. Händler von E-Zigaretten und Dampfer-Zubehör sagen hingegen, dass es genau umgekehrt ist: Starke Raucher, die bereits mehrfach dabei gescheitert sind, mit dem Rauchen aufzuhören und auf die E-Zigarette umsteigen, stellen oft fest, dass es ihnen gesundheitlich schnell besser geht. Und machen mit der Tabak-Zigarette erfolgreich Schluss.

Dieser Trend ist mittlerweile auch wissenschaftlich untersucht (siehe British Medical Journal, US National Library of Medicine/National Institutes of Health und E-Cigarette-Research)
Und Jugendliche, die dampfen, probieren das Rauchen höchstens mal zum Vergleich aus, werden aber nur in Ausnahmefällen Raucher. Kein Wunder: Der Zigaretten-Qualm schmeckt ja auch nicht.

Jetzt haben US-Forscher der Universität von Buffalo, N.Y., und deren Kollegen der Universität von Michigan die These vom Gateway-Effekt wissenschaftlich untersucht. Ihr Ergebnis ist eindeutig:

Den angeblichen Gateway-Effekt gibt es nicht! Auch nicht unter Jugendlichen. Im Gegenteil: Während in den Vereinigten Staaten das Dampfen und der Konsum von E-Zigaretten zugenommen hat, ist die Anzahl der Raucher im selben Zeitraum gefallen. „Der nationale Trend unterstützt das Argument, wonach das Dampfen zum Rauchen verführt, in keiner Weise“, sagt Professor Dr. Lynn Kozlowski, Professor für Gesundheitswesen am Institut für öffentliche Gesundheit und Gesundheitsberufe an der Universität von Buffalo.

Ihr Co-Autor, Dr. Kenneth Warner, Professor für Gesundheitswesen am Institut für Öffentliche Gesundheit der Universität Michigan, äußert sich gleichlautend. Hier der Link zu ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift „Drogen und Alkoholmissbrauch“ (Drug and Alcohol Dependence) erschienen ist.

Aufschlussreich ist, dass die Untersuchung von Kozlowski und Warner auch zutage fördert, dass Studien, die den Gateway-Effekt behaupten, offenbar grobe methodische Mängel aufweisen. Zum Beispiel wurden irreführende Maßstäbe angesetzt, wer als Raucher gewertet wurde. „Manchmal reichte schon ein Zug in den vergangenen sechs Monaten. Das könne eigentlich nur bedeuten, dass ein Dampfer neugierig war, um einmal den Unterschied zu schmecken“, erläutert Professor Kozlowski.

Auch Professor Warner war mit dieser Art kruder Statistik konfrontiert: In einer Studie wurden zum Beispiel lediglich vier (!) E-Zigaretten-Konsumenten präsentiert, die vorher noch nie geraucht hatten und angaben, in den vergangenen 12 Monaten eine oder zwei Zigaretten geraucht zu haben. Ob sie danach jemals wieder auch nur eine Tabakzigarette angefasst hatten, sei hingegen in besagter Gateway-Studie gar nicht mehr erfasst worden.

Erstaunlich viele Jugendliche in den USA dampfen E-Zigaretten ohne Nikotin!

Und noch eine interessante Erkenntnis fördert die aktuelle Untersuchung von Kozlowsi und Warner zutage: Offenbar dampfen viele Jugendliche in den USA ohne zugesetztes Nikotin. Die Zahlen sind erstaunlich: Anscheinend haben in den USA nur 20 Prozent aller jugendlichen E-Zigaretten-Dampfer Nikotin verwendet. Das jedenfalls hat eine USA-weite Erhebung der Universität Michigan im Auftrag des Nationalen Instituts für Drogenmissbrauch 2015 ergeben.

Mit Blick in die Zukunft fordern die beiden US-Forscher eine bessere Informationspolitik von den zuständigen Behörden, vor allem, was die Gesundheitsrisiken der E-Zigarette im Vergleich zur herkömmlichen Tabak-Zigarette anbelangt.

Momentan jedenfalls würden alle verfügbaren Informationen klar belegen, dass E-Zigaretten „sehr viel weniger gefährlich sind als Zigaretten“. Die Wissenschaftler bedauern ausdrücklich, dass die Bevölkerung darüber nicht ausreichend informiert werde und stattdessen Verunsicherung geschürt werde.

Dustin Dahlmann, Vorstandsvorsitzender vom Bündnis für Tabakfreien Genuss, äußert sich hierzu wie folgt:

„Wieder einmal haben unabhängige Wissenschaftler bestätigt, was wir schon lange kommunizieren. Einerseits ist es höchst erfreulich, dass immer mehr positive Studien veröffentlicht werden und dass selbst Forscher die Irreführung der Bevölkerung und der Politik öffentlich anprangern; andererseits ist es beschämend, dass die Gegner der E-Zigarette – welche Motive sie auch haben mögen – dennoch immer wieder falsche Behauptungen verbreiten und somit Einfluss auf die Meinungsbildung haben.“

2017-03-21T17:13:18+01:0021.03.2017|