Mäusestudien zu E-Zigaretten lassen sich nicht 1:1 auf menschliche Nutzung übertragen
In seiner erstklassigen Aufklärungsreihe “Dampfen statt Rauchen” hat der Grazer Pharmakologe und Toxikologe Prof. Dr. Bernd Mayer häufig über fehlerhafte E-Zigarettenstudien berichtet. So erfährt man bereits im ersten Teil der Reihe, warum z.B. der Versuchsaufbau mit einer Rauchmaschine komplett andere Ergebnisse erzielt als die normale menschliche Nutzung. Landläufig bekannt als “Kokelstudien”.
Eine solche Studie mit einem “Rauchroboter” wurde jetzt in den USA veröffentlicht. Das Ergebnis: Im Dampf der überhitzten E-Zigaretten wurden erhöhte Mengen an Acrolein nachgewiesen, die bei Mäusen zu veränderten Herzfrequenzen führen können.
Dies ist die zweite Einschränkung: Mäusestudien sind nicht 1:1 auf den Menschen zu übertragen.
Im britischen Science Media Centre äußern sich Wissenschaftler zu der Studie.
? Prof. Jacob George, Lehrstuhl für kardiovaskuläre Medizin und Therapeutik an der University of Dundee Medical School: „Der Stoffwechsel von Mäusen unterscheidet sich stark von dem des Menschen, und jede Übertragung auf die allgemeine, langfristige menschliche Gesundheit ist, ehrlich gesagt, bestenfalls eine Vermutung.”
? Prof. Peter Hajek, Direktor der Tobacco Dependence Research Unit, Queen Mary University of London: „Es gibt mehrere Probleme bei der Verallgemeinerung der Ergebnisse auf den Menschen. Dampfer sind keinen nennenswerten Mengen an Acrolein ausgesetzt, da überhitztes E-Liquid einen unangenehmen Geschmack hat und die Nutzung dann vermieden wird. Die Studie verwendete Expositionsniveaus von Chemikalien, die von Menschen toleriert werden. Doch die gleichen Dosen können für viel kleinere Säugetiere mit einem viel empfindlicheren Geruchssinn und einer sehr unterschiedlichen Toleranz gegenüber der Wirkung von Substanzen belastend sein. Es wäre seltsam, wenn Tiere, die einer aversiven Stimulation ausgesetzt waren, keine kardiovaskuläre Reaktion zeigten!”
? Dr. Adam Jacobs, Senior Director of Biostatistics bei Premier Research: „Dieses Papier zeigt, dass Mäuse, die 90 Minuten lang E-Zigaretten-Aerosol in geschlossenen Räumen ausgesetzt waren, kurzfristige Veränderungen des Herzrhythmus erfuhren. Obwohl die langfristigen Auswirkungen dieser Veränderungen nicht bekannt sind, erscheint es vernünftig, dass Besitzer von Haustiermäusen ihren Mäusen nicht erlauben sollten, E-Zigaretten zu benutzen.“