Beispiel für deutsche Gesundheitspolitik: Stoptober-Kampagnen in UK und NL

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Seit 2012 führt die britische Regierungsbehörde Public Health England (PHE) die Massenmedien-Kampagne „Stoptober“ durch. Tabakraucher sollen dabei unterstützt werden, 28 Tage im Oktober mit dem Rauchen aufzuhören. Seit Start der Kampagne vor sechs Jahren haben durch Stoptober 1,5 Millionen Briten den Tabakstopp geschafft. Ein Erfolgsmodell, das mittlerweile auch in den Niederlanden von Regierungsseite gefördert und von zahlreichen Gesundheitsorganisationen unterstützt wird.

E-Zigarette als anerkanntes Mittel zum Tabakstopp

Neben klassischen Nikotinersatztherapien empfiehlt Public Health England seit 2017 gezielt die Verwendung von E-Zigaretten für den Tabakstopp. Als Antwort auf den Start von „Stoptober“ sagte Deborah Arnott, Geschäftsführerin der Nichtraucherschutz-Organisation „Action on Smoking and Health“ (ASH): „Es gibt viele verschiedene Arten aufzuhören … aber um erfolgreich zu sein, brauchen Raucher Motivation.“ Link

ASH hat die Empfehlung von E-Zigaretten durch den PHE als eine wirksame Hilfe zur Raucherentwöhnung begrüßt und ermutigt derzeitige Raucher, sie zu benutzen, um mit dem Rauchen aufzuhören. PHE berichtet, dass ein großer Teil der derzeitigen Dampfer (62 Prozent) als Hauptgrund für den Gebrauch von E-Zigaretten angeben, dass diese ihnen beim Tabakstopp helfen.

PHE liefert Fakten zur E-Zigarette

Public Health England liefert als Begründung für die Empfehlung wichtige Fakten zur E-Zigarette und trägt so zur Aufklärung bei:

  1. Etwa 2,9 Millionen erwachsene Briten nutzen bereits E-Zigaretten
  2. Im Jahr 2017/18 schafften zwei Drittel der Umsteiger auf E-Zigaretten den Tabakstopp
  3. Dampfen ist um 95 Prozent weniger schädlich als Rauchen
  4. Nikotin ist als Schadstoff relativ harmlos im Vergleich zu den tausenden toxischen Stoffen, die durch die Verbrennung entstehen
  5. Extrem giftige Stoffe wie Teer und Kohlenmonoxid werden bei Tabakverbrennung erzeugt, kommen bei E-Zigaretten aber nicht vor

Umsteigern zur E-Zigarette empfiehlt PHE den kompletten Tabakstopp: „Sie werden nicht den vollen Nutzen aus dem Dampfen gewinnen, wenn Sie nicht komplett aufhören zu rauchen.“ Außerdem sei die richtige Nikotinstärke für das Gelingen des Umstiegs wichtig. Hierzu sollten sich die Einsteiger fachlichen Rat durch Experten in der Ersatztherapie oder den E-Zigarettenfachhandel einholen.

Beispiel für deutsche Gesundheitspolitik

Die Kampagnen in Großbritannien und den Niederlanden laufen sehr erfolgreich, gerade durch die Einbindung der E-Zigarette in Tabakstopp-Programme. In Deutschland fehlt dieser Link in der öffentlichen Gesundheitspolitik bisher. In einem 2017 in der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten Interview bewertet der Frankfurter Suchtforscher Prof. Dr. Heino Stöver die Chancen der E-Zigarette für den Tabakstopp:

„Risiken zu kennen und immer besser abzuwägen ist erstrebenswert. Aber im Grunde kommen wir um eine politische Entscheidung nicht herum. Ich bin der Überzeugung, dass wir die alte Botschaft der Rauchentwöhner – „Quit or Die“, also „Hören Sie doch einfach auf zu rauchen oder sterben Sie früher“ – lockern müssen. Jetzt sollten wir sagen: Ja, wir haben einen weiteren Pfeil im Köcher, der hat auch problematischen Facetten. Aber wir müssen ihn sinnvoll einsetzen.“

2019-02-14T16:22:45+01:0028.09.2018|