Französische Gesundheitsexperten fordern Umdenken in der Tabakpolitik
16 französische Ärzte, Suchtforscher und Medizinprofessoren haben einen Aufruf zur Unterstützung der E-Zigarette gestartet und wenden sich damit gegen eine Veröffentlichung des französischen „Hohen Rates für Öffentliche Gesundheit“ aus dem letzten Jahr.
Der am 4. März in der Zeitung Le Monde veröffentlichte Artikel des Suchtforschers Benjamin Rolland und des Lungenarztes Sébastien Couraud trägt den Titel: “In Bezug auf elektronische Zigaretten vertritt der Hohe Rat für Öffentliche Gesundheit eine „Antivape“-Position mit „Antivax“-Argumenten”. [1]
Die Autoren bewerten die gesundheitspolitische Entwicklung zur Bekämpfung der COVID-Pandemie und vergleichen diese mit den staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Tabakepidemie. Seit mehr als einem Jahr gibt es Impfstoffe, die dabei helfen, die Zahl der Infektionen und schwere Gesundheitsschäden zu reduzieren. Am erfolgreichsten sei hierbei die neue mRNA-Technolgie.
Impfgegner würden diese neuen Impfstoffe ablehnen, weil es noch keine Kenntnisse über die Langzeitwirkung gäbe. Natürlich gäbe es keinen Zweifel daran, dass die mRNA-Impfstoffe Millionen von Menschen geholfen und sehr viele Menschenleben gerettet hätten.
Umdenken in der Tabakpolitik gefordert
Eine Parallele dieser gesamten Entwicklung sehen die Autoren in der Tabakepidemie:
“Seit vielen Jahrzehnten wütet eine weitere Pandemie: die der Tabaksucht. Sie ist für mehr als 8 Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich (davon 75.000 in Frankreich).“
Angesichts dieser Zahlen müsse alles dafür getan werden, um effektive Wege zur Reduktion der Raucherquoten zu finden. Ein probates Mittel wäre die E-Zigarette: “Laut dem hoch anerkannten internationalen wissenschaftlichen Konsortium Cochrane sind die effektivsten dieser Mittel zur Nikotinsubstitution elektronische Zigaretten…”.
Doch das Potenzial dieser schadensminimierenden Alternativen würde von Gegnern der E-Zigarette zu wenig beachtet oder sogar geleugnet. Und die Argumentation erinnere an die oben erläuterten Argumente der Impfgegner:
“Einige Wissenschaftler weigern sich jedoch, das Dampfen zu fördern, da es, analog zur Argumentation bei den mRNA-Impfstoffen, zu wenig Informationen über die Langzeitfolgen dieser neuen Geräte gäbe.”
Stattdessen beharren einige große Gesundheitsorganisationen immer noch darauf, dass klassische Nikotinentwöhnung mit Produkten aus der Apotheke der beste Weg zum Tabakstopp sei. Dem widersprechen die Experten, weisen auf hohe Rückfallquoten bei Nikotinersatz-Produkten von 70-80 Prozent hin und stellen die Frage: “Sollen wir diese Leute dann weiterhin Tabak rauchen lassen oder sollten wir ihnen vernünftigerweise nahelegen, dass sie es mit elektronischen Zigaretten versuchen?”
Die Autoren fordern deshalb Ärzte und alle Angestellten in Gesundheitsberufen dazu auf, rauchenden Patienten die E-Zigarette als deutlich weniger schädliche Alternative zu empfehlen:
“Ärzte, aber auch alle an der Behandlung der Tabaksucht beteiligten Berufsgruppen (Krankenschwestern, Apotheker, Physiotherapeuten usw.), sollten die Anwendung dieses neuen Ansatzes zur Risikominderung Patienten empfehlen, insbesondere denjenigen, die klassische Nikotinersatz-Produkte nicht anwenden oder nicht mehr anwenden möchten.”
Immer mehr Gesundheitsexperten weltweit sprechen sich für Tobacco Harm Reduction mit der E-Zigarette aus. Das Schadenspotenzial beim Dampfen ist 95 Prozent geringer als beim Rauchen, das Krebsrisiko liegt sogar 99,5 Prozent niedriger. [2]
Quellen:
[1] “Sur la cigarette électronique, le Haut Conseil de la santé publique a une position “antivape” avec des arguments “antivax”, Le Monde, March 4 2022. Link
[2] “E-cigarettes are 95 per cent less harmful than tobacco cigarettes” Public Health England 2018. Link