Britische Ärztestudie stößt auf großes Echo in deutschen Medien

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) konnte sich in den vergangenen Jahren relativ sicher sein, dass die Medien in Deutschland ihre Argumentation zuverlässig aufgriffen. War das Thema die E-Zigarette, beispielsweise wenn mal wieder irgendwo ein Akku „explodierte“ oder wenn es um die Gleichstellung mit der Tabakzigarette ging, wurden die Vertreter des DKFZ, allen voran Frau Dr. Martina Pötschke-Langer verlässlich mit den immer gleichen Einschätzungen zitiert: „E-Zigarette ist gesundheitlich bedenklich“. Es gebe ein „Restrisiko“, die Dämpfe und Liquids seien eventuell doch „gesundheitsschädlich“, und außerdem würden Kinder und Jugendliche mit der E-Zigarette zum Rauchen verführt. Einen Nachweis für diese Behauptungen blieb das DKFZ  immer schuldig – man konnte nie einen Beleg erbringen, verwies lediglich darauf, dass es „noch keine Langzeitstudien“ gebe und ignorierte stoisch anderslautende Untersuchungen.

Das DKFZ konnte sich sicher sein: Auch wenn die Argumentation sehr dünn, die Belege allesamt unwissenschaftlich und faktenarm – in den Zeitungen, auf den Onlineportalen, im Radio und TV wurde das DKFZ immer brav zitiert, sozusagen als die deutsche Gesundheits-Instanz in Sachen E-Zigarette.

Das hat sich nun geändert.

Der Spiegel beleuchtet in seiner aktuellen Ausgabe sehr kritisch das Vorgehen des DKFZ im Hinblick auf die E-Zigarette. Die Heidelberger Forscher seien „Fetischisten des Restrisikos“, „die kleinste Spur eines Risikos wird mikroskopisch beäugt, bis es furchterregend scheint.“ Die DKFZ-Truppe lasse sich selbst von einem extrem geringen Krebs-Risiko von 5 Prozent nicht aus dem Konzept bringen. Den „Hundertprozentigen“ in Heidelberg genüge nur der Verdacht, es könnte doch alles viel schlimmer sein.

Faktenarme Argumentation

Dass der Spiegel umschwenkt, hat einen einfachen Grund: Die weltweit beachtete Einschätzung des renommierten britischen Royal College of Physicians bringt auch hier zu Lande immer mehr zum Nachdenken. Das Royal College of Physicians ist die britische Ärzteorganisation, mit einer großen Tradition und einem ausgewiesenen wissenschaftlichen Renommee – und kam jüngst in einem wissenschaftlich fundierten und mit Studien belegten, 200-seitigen Report zu einem ganz klaren Ergebnis: Nutzt die E-Zigarette. Das Dampfen sei die beste Methode die Gefahren des Rauchens einzudämmen und vom Tabakrauchen wegzukommen. Außerdem würden massiv Kosten in der staatlichen Gesundheitsversorgung gesenkt. Das ist eine Einschätzung, eine fundierte Argumentation, der man sich eigentlich nicht verschließen kann. Auch nicht beim DKFZ in Heidelberg. Immerhin scheinen die deutschen Gesundheitshüter die Medien mit ihrer faktenarmen Argumentation nicht mehr zu erreichen. Vielleicht kein unwichtiger Punkt im Hinblick auf den 20. Mai, wenn die Novelle des Tabakgesetzes im Deutschen Bundestag umgesetzt werden soll. Vielleicht kommt ja auch der ein oder andere Abgeordnete ins Grübeln, wenn es um weitere einschneidende Gesetzesänderungen geht.

Link: Vernarrt ins Restrisiko DER SPIEGEL 2016/19

2019-02-11T11:58:27+01:0011.05.2016|