• Aktueller Regierungskurs unterstützt Tabakindustrie – Umdenken der Politik in Richtung weniger schädlicher E-Zigarette gefordert.
  • Gesundheitswissenschaftler und Journalist Dietmar Jazbinsek kritisiert Tabak-Lobby, Dampfer-Branche aus dem Markt drängen zu wollen.

Vergangene Woche veröffentlichte die Deutsche Ärztezeitung auf ihrer Homepage unter der Rubrik „Politik“ einen denkwürdigen Artikel mit der Überschrift: „E-Zigaretten: Plädoyer für einen Richtungswechsel in der Präventionspolitik“. Darin wird über die gemeinsamen Forderungen von Prof. Dr. Heino Stöver und des Gesundheitswissenschaftlers und Journalisten Dietmar Jazbinsek berichtet, die beide an die deutsche Gesundheitspolitik stellen.

Stöver und Jazbinsek forderten auf ihrer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin eine gesundheitspolitische Neuausrichtung.

Ihr Anliegen: Die Regierung soll den Stellenwert der E-Zigarette bei der Rauchentwöhnung neu definieren und die Bürger endlich vernünftig über Vorteile und Risiken des Dampfens informieren, statt der Tabaklobby auf den Leim zu gehen und das Dampfen mit dem weitaus gesundheitsschädlicheren Tabakkonsum in einen Topf zu werfen.

Stöver und Jazbinsek werden im Ärzteblatt mit den Worten zitiert: „Das Public-Health-Potenzial der E-Zigarette komme nur dann zur Geltung, wenn der Umstieg vom Rauchen auf das Dampfen gesetzlich gefördert wird.

Die beiden Fachleute bemängeln beispielsweise, dass auf dem Informationsportal „rauchfrei“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) „keinerlei Vorteile der E-Zigarette“ benannt würden. Doch dass sich der Umstieg von Tabak-Rauch auf Dampf nicht lohne, „sei definitiv die falsche Botschaft“, führte Prof. Heino Stöver auf der Pressekonferenz aus.

Konkrete Forderungen an die Politik

Stöver und Jazbinsek machen drei konkrete Vorschläge, was die zuständigen Behörden schnell tun sollten:

Erstens sollte die E-Zigarette steuerlich gegenüber der herkömmlichen Tabak-Zigarette deutlich begünstigt werden. Stöver und Jazbinsek fordern eine moderate E-Zigaretten-Steuer bei gleichzeitig drastischer Erhöhung der Tabaksteuer.

Zweitens: Werbung für E-Zigaretten soll unter Auflagen erlaubt sein, die Werbung für Zigaretten dagegen generell verboten werden. Begründung: Es gibt nur dann einen Anreiz für Innovationen, die die Sicherheit und Akzeptanz der E-Zigarette erhöhen, wenn deren Hersteller die Konsumenten über Produktneuheiten informieren können.

Drittens: Vorhandene Raucherräume in Gaststätten und anderen öffentlichen Orten sollten in Dampferräume umgewandelt werden.

Der Gesetzgeber würde damit klarmachen, dass es einen großen Unterschied zwischen E-Zigaretten und Tabakzigaretten gibt. Lediglich beim Jugendschutz halten es Stöver und Jazbinsek für sinnvoll, das Rauchen von Zigaretten und das Dampfen von E-Zigaretten in gleicher Weise zu regulieren.

Big Tobacco versucht, mittelständisch geprägte E-Zigaretten-Branche zu kapern – Warnung vor Tabakerhitzern (Heated Tobacco)

Als besonders bemerkenswert können im übrigen die Ausführungen von Gesundheitsexperte Dietmar Jazbinsek zur Tabakindustrie und ihrer mächtigen Lobby angesehen werden. Er bezeichnete es rundheraus als „Etikettenschwindel“, dass die Großunternehmen der Tabakindustrie sich offiziell auf das Prinzip der Schadensreduzierung (harm reduction) beriefen, wenn sie neuerdings in die Vermarktung von E-Zigaretten und Tabakerhitzern investieren.

Dahinter stecke vielmehr der Versuch, die neue Konkurrenz der meist kleinen und mittelständigen E-Zigaretten-Hersteller aus dem Markt zu drängen.

Vor diesem Hintergrund wiesen die beiden Experten explizit darauf hin, dass das Gesundheitsrisiko bei Tabakerhitzern (Heated Tobacco), wie sie u.a. Philip Morris unter dem Namen IQOS auf den Markt gebracht hat, sehr viel unklarer sei als bei den E-Zigaretten.

2019-02-11T11:52:58+01:0010.04.2017|